Anno Domini hat viele Stärken. Die vielleicht größte ist, dass sich mit diesem Spiel auch absolute Nicht-Spieler an den Tisch bringen lassen, denn es gibt im Prinzip gar keine Einstiegshürde. Die Regeln sind simpel, logisch und bedürfen keiner weitschweifigen Erklärungen. Der Spielablauf sieht wie folgt aus: Zu Beginn erhalten alle Spieler 9 Karten, die sie vor sich ablegen müssen. Darauf sind bestimmte Ereignisse skizziert, zu denen man sich denken muss, aus welchem Jahr sie stammen. Zu Beginn wird ein Ereignis in der Mitte platziert. Anschließend legen die Spieler im Uhrzeigersinn entweder über oder unter das Ereignis eine der eigenen Karten an. Dadurch sagt der legende Spieler aus, dass sein Ereignis vor oder nach dem ersten stattgefunden hat. Somit erhalten wir eine ganze Kette aus Ereignissen. Das geht solange, bis ein Spieler reklamiert, dass sich ein Fehler in die Chronik dieser Ereigniskette eingeschlichen hat. Dann werden die Karten umgedreht, so dass alle die Jahreszahlen auf der Rückseite der Karten sehen können. Sollte wirklich ein Fehler stattgefunden haben, muss der Spieler, der vor der Reklamation die Kette als korrekt anerkannte, indem er eben nicht reklamierte, Strafkarten ziehen. Ist alles korrekt, zieht derjenige nach, der fälschlicherweise reklamierte. Sobald ein Spieler alle seine Karten losgeworden ist, hat er gewonnen.Dadurch, dass man immer nur eine Karte richtig einordnen muss, kann wirklich jeder ganz einfach in dieses Spiel einsteigen. Ich selbst habe es zum Beispiel schon mehrfach mit meinen Großeltern gespielt, die sonst überhaupt nicht für Spiele zu haben sind. Trotz der simplen Regeln hat das Spiel eine gewisse Tiefe. Je länger die Kette der Ereignisse wird, desto mehr kommen die Spieler ins Schwitzen und Überlegen, wo denn nun die eigene Karte richtig einzuordnen sei. Darüber hinaus besteht natürlich immer die Gefahr, dass der nachfolgende Spieler die Kette anfechten könnte. Schließlich kann man sich nur selten zu 100% sicher sein, dass wirklich alles korrekt ist.Zu den bisher genannten Stärken kommt noch, dass sich bei Anno Domini Unterhaltung mit Wissen paart. Man beendet eine Partie immer ein Stückchen schlauer als man sie begonnen hat. Allerdings verdeutlich das Mitlernen auch die einzige Schwäche des Spiels. Nach einer Vielzahl von Partien kennt man viele Karten natürlich schon auswendig, was einen unfairen Wettbewerbsvorteil mit sich bringt. Aber bis es dazu kommt, müssen wirklich schon einige Partien gespielt worden sein, da es doch schon recht viele Ereigniskarten gibt. Außerdem lässt sich hier auch Abhilfe mit dem Erwerb neuer Editionen schaffen, die wiederum ein anderes Oberthema mit sich bringen. Wer dann noch mehr Abwechslung sucht, der kann auch alle Editionen, die er hat, zu einem großen Kartenpool zusammenfügen.